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Cover Anneliese Hanelt / Norbert Radermacher, Deutschland

Zentrales Thema des Symposions im Rahmen des 11. Welt-Kindertheater-Festes war die Frage nach der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Kunst und Kultur mit Kindern, die in Krisensituationen und unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwachsen.

Der Kongress ging von der These aus, dass die gestalterischen, konstruktiven Potentiale der Kunst in der Lage sind, destruktive soziale und psychische Zustände zu überwinden. Kinder leiden in ganz besonderem Maße unter gesellschaftlichen Missständen, kriegerischen Auseinandersetzungen, Naturkatastrophen, aber auch unter schwerwiegenden Krankheiten und Familienkrisen. Die zentrale Frage des Kongresses war: Kann die visionäre und therapeutische Kraft der Kunst bei der Bewältigung der Konflikte und Probleme helfen und kann sie die damit verbundenen traumatischen Blockaden lösen?

Während des Kongresses stellten zahlreiche Referenten und Fachleute aus dem In- und Ausland sowohl praktische Modelle und Projekte, als auch konzeptionelle Ansätze der Theaterarbeit mit Kindern in Krisensituationen in Form von Impulsreferaten, Filmen und Praxisdemonstrationen vor. So berichtete Dr. Hanna Khoury, ein palästinensischer, in Israel lebender Psychologe z.B. von seiner Arbeit mit traumatisierten palästinensischen jnd israelischen Kindern, Mischa Prince stellte ein Theaterprojekt mit jugendlichen Mitgliedern krimineller, rivalisierender Banden in Guatemala vor und zeigte seinen Dokumentarfilm „Still alive".

Weitere Referenten stellten ihre Arbeit mit ehemaligen Kindersoldaten in Uganda und Sudan) sowie mit jugendlichen Gefängnisinsassen und Drogenabhängigen (Serbien) vor. Bei allen vorgestellten Theaterprojekten zeigte die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen, die in Krisensituationen aufwachsen, eine sehr positive Wirkung. Vielen Kindern und Jugendlichen war es durch die Theaterarbeit und weitere kreative Arbeit (z.B. Malerei) gelungen, ihr Trauma zu überwinden und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Der Fachkongress, der mit Grundsatzreferaten von Bernd Ruping und Klaus Hoffmann eingeleitet wurde, hat gezeigt, dass die Darstellende Kunst mit ihrer identitätsstiftenden Wirkung besonders geeignet, den betroffenen Kindern einen Weg in eine Zukunft ohne Angst zu ermöglichen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen zur sozialen Integration ist die kommunikative aber auch heilende Kraft der Sprache. Seine Sprache wiederfinden, d. h. berichten können über die schrecklichen Ereignisse, die Angst auf der Bühne herausschreien können, ist ein oft langer Prozess, der das Theater zur Sozialarbeit funktionalisieren.

Kontakt: www.amateurtheatre.net