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Uwe hatte bei dem Gründer des Bread and Puppet Theatre, Peter Schumann, gelernt und wurde dann ab den 70iger Jahren in Deutschland zu einem sehr wirkungsvollen Mittler und Impulsgeber für die Arbeit mit Masken, für das Maskentheater, für viele Menschen im Off-Theatre, in der Szene der Freien Theater, im Amateurtheater und in der Theaterpädagogik. Besonders auch in der kirchlichen Theaterarbeit entwickelten sich viele Maskenprojekte, in den Werkstätten mit Uwe wurden viele Theaterpädagogen so von der Maske fasziniert, dass sie sich in ihrer pädagogischen und theatralen Arbeit darauf konzentrierten. Dazu gehört z.B. Christoph Riemer, der heute playing arts propagiert oder Reinhard Winkler u.v.a.

1970 haben Ulrich Roski, der bekannte Berliner Barde, der viel zu früh 2003 mit 59 Jahren schon starb, und ich eine Festshow entwickelt zu 750 Jahre Marienfelde und Uwe schloß sich mit seiner Maskengruppe Dagol für ein Nachspiel an. Ulrich und Uwe haben dann auch in meinem ersten Buch „Spielfelder Straße“, das 1972 erschien, über ihre Arbeit berichtet: Ulrich über Sprechgesang und rhythmisches Sprechen, Uwe über seine Erfahrungen mit Masken. Uwe, Ulrich und ich haben dann fast 10 Jahre lang Werkstätten und Seminare mit Lehrlingen und arbeitslosen Jugendlichen in Berlin und später auch in West-Deutschland gemacht und Fortbildungsangebote für Lehrer und Sozialarbeiter angeboten. Später habe ich dann mit Uwe in theaterpädagogischen Fortbildungen gearbeitet und schließlich mit Hans Wolfgang Nickel, von der damaligen Hochschule der Künste Berlin, und mit Uwe von 1985 bis 1999 eine Reihe „Symposien Maske“ veranstaltet und 8 Themenhefte herausgebracht, in denen Künstler, Therapeuten, Wissenschaftler mit Arbeitsberichten und Analysen zu Worte kamen. Unser politisches Ziel war, mit diesen fundierten Veröffentlichungen ein eigenes interdisziplinäres Forschungsinstitut, ein Zentrum für Theorie und Praxis der Maskenarbeit zu schaffen. Das ist uns nicht gelungen. Ich habe das sehr bedauert, Uwes Arbeit, seine Verbindungen und sein Material hätten hier wirksam gebündelt und vermittelt werden können. Wenn solch ein Institut oder Zentrum doch einmal geschaffen werden sollte, dann müßte es den Namen von Uwe Krieger tragen, denn er war es, der in Deutschland die wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Maske deutlich gemacht hat. 2004 haben wir zusammen noch einen Sammelband „Masken - eine Bestandsaufnahme“ herausgebracht, mit einigen Artikeln aus der Reihe „Symposium Maske“ und vielen neuen Beiträgen unter vier Rubriken „Pädagogisches/ Historisches/ Praktisches/ Therapeutisches“.

Anfang August dieses Jahres hatte ich noch eine Postkarte von Uwe aus Gressleham, Schweden erhalten. Da schrieb er, wie wohl er sich fühle und fügte einen jetzt für mich kryptischen Satz an: Er merke, wie wenig er doch brauche.
Wenn ich jetzt bei meinen Berlinbesuchen hier in ein Café gehe, gucke ich mich immer um, irgendwo müßte doch Uwe sitzen. Doch er ist begraben in seinem geliebten Schweden. Ich denke viel an ihn.

Klaus Hoffmann