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Theaterpädgogik hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und hat in Deutschland einen festen Platz in der Schule und in künstlerischen Institutionen sowie in sozialen Einrichtungen und wirtschaftlichen Betrieben und in Heilberufen. Auch in Palästina beschäftigen sich die Theater und Schulen mit der Theaterpädagogik. Überhaupt haben Kunst und Kultur einen großen Stellenwert in der palästinensischen Gesellschaft. Obwohl die Menschen seit so vielen Jahren in einem nicht enden wollenden Konflikt leben und unter der Besatzung leiden, sind Kunst und Kultur kein Luxus, den man sich nicht leisten dürfte. Im Gegenteil, Kunst und Kultur sind für die Fragen nach Würde, nach Selbstbestimmung und Identität überlebensnotwendig. Gerade im Theater kann kommuniziert werden, wer man ist und sein will. Aus Zuschauern können Akteure werden. Außerdem ist das Theater eine wichtige Brücke zwischen Palästina und der übrigen Welt.

Die Zielgruppen Kinder und Jugendliche spielen in Palästina eine besondere Rolle. 50% der Bevölkerung in der West Bank ist unter 18 Jahren, im Gazastreifen sogar unter 15 Jahren. Der „Palästinensische Deutsche Dialog über Theater und Theaterpädagogik“ soll dazu beitragen, das Recht auf Kunst und Kultur gerade auch für Kinder und Jugendliche durchzusetzen. In der Konferenz werden Forschungsergebnisse über die Wirkung des Theaters, für die persönliche Entwicklung und in gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, diskutiert, Beispiele beschrieben, wie Theater, Lebensqualität verbessern, die Kunst des Zusammenslebens einüben und Räume zur Entwicklung kreativer Fähigkeiten und der öffentlichen und politischen Artikulation schaffen kann.

Bisher stand „Art Education“ kulturelle und künstlerische Bildung, in der UNESCO, der inszwischen auch Palästina angehört, ganz oben auf der Aktionsskala, mit zwei Weltkonferenzen. In diesem Jahr aber muss die Generalversammlung der UNESCO wegen notwendiger Einsparungen die Rankingliste der Aufgaben neu sortieren. Art Education läuft Gefahr auf untere Plätze zu landen und damit auch in den Mitgliedsstaaten eine verringerte Bedeutung zu bekommen. In diesem Zusammenhang wird die Konferenz über die „Theaterpädagogik“ in Bethlehem auch politisch wichtig, nämlich zu beweisen und öffentlich zu machen, welche Bedeutung Kunst und Kultur für die Zukunft unserer Gesellschaft hat. Der Status von Kreativität und kultureller, künstlerischer Bildung muss im UNESCO-Haushalt seine Priorität behalten.

Die Konferenz in Bethlehem wird ein Internet Portal zum Austausch der Erfahrungen, der Ideen und Projekte in Betrieb nehmen und den Dialog über Theater und Theaterpädagogik international vernetzen: www.masrah-theater.net

Im nächsten Jahr wird sich die Konferenz aus Anlass des WeltkindertheaterFests im Juli in Lingen treffen.
Das Programm der Konferenz in Bethlehem kann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! abgerufen werden.

Arbeitskreis Kirche und Theater in der Evangelischen Kirche in Deutschland
In Zusammenarbeit mit
Hochschule Osnabrück, Institut für Theaterpädagogik, Lingen
Dar Al Kalima College, Bethlehem

Klaus Hoffmann (17.10.2013)

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