Veranstaltungen

Theater in einer interkulturellen und multireligiösen Gesellschaft
Fachtagung an der Universität Hamburg

Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Der Alltag ist interkulturell und religiös vielfältig geprägt. Spiegelt sich diese aktuelle gesellschaftliche Pluralität in den zeitgenössischen darstellenden Künsten (Theater, Tanz und Performance) wider? Die Tagung untersucht und diskutiert, ob und wie interkulturelle und religiöse Themen, Zeichen und Fragestellungen auf deutschen Bühnen und in der Theaterpädagogik bearbeitet werden. In Vorträgen, Gesprächen und anhand von Beispielen wird thematisiert: Wie kann Interkulturalität ästhetisch umgesetzt werden? Wo finden sich Grenzen und Tabus der Darstellbarkeit religiöser Inhalte und Fragen? Wie können die Künste Sensibilität für das Fremde und Andere in unserer Kultur wecken? Welche Projektformen und Vermittlungsansätze können den interkulturellen und interreligiösen Dialog fördern?

Dass Interkulturalität und die Auseinandersetzung mit außereuropäischen Theaterformen ästhetisch und thematisch ein produktiver Faktor sein können, haben avantgardistische Theatermacher der 1920er Jahre wie Bertolt Brecht und Max Reinhardt und der 1960/70er Jahre wie Peter Brook, Eugenio Barba und Ariane Mnouchkine gezeigt. Aus diesen Theaterexperimenten haben sich Theorie und Praxis anregende neue epische und performative Spielformen und Theaterkonzepte entwickelt. Heute jedoch, trotz der kulturellen und religiösen Vielfalt im urbanen Raum, findet auf den Bühnen der Stadt- und Staatstheater kaum eine Beschäftigung mit interkulturellen Fragen und Formen statt. Der Theaterwissenschaftler Christopher Balme konstatiert: Interkulturalität wirkt in der deutschen Theaterlandschaft wie ein Fremdwort. (Die Deutsche Bühne 5/2007) In der Freien Szene, in den Kinder- und Jugendtheatern und in der Theaterpädagogik zeigt sich ein anderes Bild. Immer mehr Inszenierungen thematisieren Inter- bzw. Transkulturalität, religiöse Fragen, Migration und Integration. Vermehrt sind künstlerische Ansätze zu entdecken, die mit unterschiedlichen kulturellen Ausdrucksformen experimentieren, Differenzen betonen und hybridkulturelle Ästhetiken entstehen lassen.

In einer pluralen und multireligiösen Gesellschaft kann es nicht darum gehen, eine einheitliche Kultur zu befürworten. Differenz und Fremdheit als ein großes gesellschaftliches und ästhetisches Potenzial wahrzunehmen ist deshalb ein zentraler Aspekt interkultureller Theaterarbeit. Wie gehen Theater und Theaterpädagogik mit dieser Herausforderung um? Die Tagung bietet Theater-, Kultur-, Religionswissenschaftlerinnen und - wissenschaftlern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Kulturschaffenden dazu ein offenes Diskussionsforum.

Freitag,12. Dezember 14 Uhr bis Samstag, 13. Dezember 2008 - 16 Uhr

Edmund-Siemers-Allee 1
Westflügel, Raum 221

Eine Kooperation von
Arbeitsbereich Theaterpädagogik, Fachbereich Erziehungswissenschaft
Performance Studies, Universität Hamburg
Interdisziplinäres Zentrum Weltreligionen im Dialog (ZWiD)
Arbeitskreis Kirche und Theater in der Evangelischen Kirche in Deutschland
Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater e.V.
Tusch - Theater und Schule in Hamburg

 

Konzept und Organisation: Dorothea Griessbach, Klaus Hoffmann, Norma Köhler, Prof. Dr. Wolfgang Sting, Prof. Dr. Wolfram Weiße

Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit

>>> Tagungsprogramm