Aktuelles

Prof. Dr. Horst Schwebel
Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg


Baselitz "Tanz ums Kreuz"

I.
Es ist das achte Mal, dass in der Neustädter Kirche "Der Tanz ums Kreuz" zum Anlass einer Meditation wird. Was kann man als achter noch sagen, was nicht schon längst gesagt worden ist? Bereits 3 ½ Stunden wurde über dieses Bild allein hier in der Neustädter Kirche gesprochen.

Es ist erfreulich, dass ein Kunstwerk so intensiv betrachtet wird. Bedenkt man, wie oft ein Fußballtor im Fernsehen gezeigt wird - von rechts, von links, aus  der Torwartperspektive, in Zeitlupe,  manchmal  sogar  graphisch  -, dann finde ich es mehr als gerecht, wenn man einem Kunstwerk eine gewisse Zeit einräumt. Gemessen an dem Augenblicksereignis eines Fußballtors verdient ein Kunstwerk, dass man sich einen angemessenen Zeitraum mit ihm beschäftigt.

Andererseits bedauere ich, dass es immer dieselben Personen sind, denen in Kunst und Literatur Interesse entgegengebracht wird. Sieben deutsche Künstler begegnen überall in der Welt.

Diese Künstler sind in jeder Sammlung, die etwas auf sich hält,  vertreten. Baselitz  habe ich in der letzten Zeit in der Kunsthalle Hamburg und im Napa Valley/Kalifornien angetroffen. Wäre  meine  Reise  über  New York gegangen, hätte ich dort eine große  Ausstellung von ihm sehen können. Bei Baselitz  war es möglich, achtmal um die Mittagszeit eine Meditation anzubieten.

Der Besuch ist - gemessen an einer normalen Vernissage - erstaunlich gut. Hätte es sich um einen unbekannten Künstler gehandelt, wäre überhaupt niemand gekommen: eine solche Veranstaltungsreihe hätte man gar nicht erst durchgeführt. Engagement für die Kunst bedeutet, in Zukunft auch sogenannte "Namenlose" zu präsentieren, wenn man von ihrer Qualität überzeugt ist.

Dass man auf große Namen setzt und nur mit großen Namen in der Medienkonkurrenz zu bestehen meint, entspricht einem Geniekult, den man einst dem 19. Jahrhundert zuordnete, der aber angesichts der gegenwärtigen Unübersichtlichkeit zu neuer Blüte herangereift ist. Moses hätte 1300 Jahr leben müssen, wenn er der Autor all der ihm zugeschriebenen Taten gewesen wäre. Spricht man von dem Kreativen in der Kunst, wird oft Joseph Beuys zitiert mit seinem "erweiterten Kunstbegriff'' und dem Motto "Jeder Mensch ein Künstler".

Diesen Gedanken findet man auch schon bei Schleiermacher, Schlegel, Steiner, Itten; jeder gute Kunsterzieher spricht den  Schüler  auf die in ihm verborgenen kreativen Kräfte an. Doch im common sense der Insider  denkt man bei Kreativität an Joseph Beuys. Eine Person zieht für einen bestimmten Bereich alles Interesse an sich. So werden gegenwärtig im Ausland einige wenige Künstler, worunter  auch Baselitz gehört,  als deutsche Markenzeichen gehandelt, weil man ihr Schaffen mit deutscher Kunst identifiziert. - So viel zum gegenwärtigen Geniekult.


II.
Man wird sagen: In Luttrum ist die Sache doch ganz anders gelaufen: Mehr als 80 Personen haben die Gemeinde verlassen, weil  der Pfarrer das Baselitz-Bild "Tanz ums Kreuz" hinter dem Altar aufgestellt hat. Aus der Sicht der Kunstszene ist dieser sich aggressiv äußernde Widerspruch gegen Baselitz allerdings kein Gegenbeweis: Es sind eben die Banausen,die gegenüber wahrer Kunst nichts Anderes als Aggression und Feindschaft entgegenbringen können. Handelt es sich um richtige Kunst, so gehört eben der Spießer dazu, der eine solche Kunst ablehnt.

Im Hintergrund erinnert man sich an van Gogh und andere, -denen man mit Verkennung und Nichtverstehen begegnete. Zum Genie gehört sozusagen das Verkannt werden wesensmäßig dazu.

Gemessen an den "verkannten Genies" widersprechen die sieben Starkünstler dem im 19. Jahrhundert herausgebildeten Geniebegriff: Sie sind nicht arm - sie sind Millionäre. Sie sind auch nicht verkannt - sie sind in jedem renommierten Museum vertreten.
Als Joseph Beuys  starb, war  sein  Bild  mit Hut auf der Titelseite der Bildzeitung,  während der Selbstmord des "Kunstmalers" van Gogh in einer Provinzzeitung lediglich  zu einem Dreizeiler reichte. Die  Ablehnung  eines Kunstwerks an niedersächsischen Biertischen bestätigt den Eingeweihten, dass es sich um wirkliche Kunst handelt. Doch eine solche Argumentation reicht nicht aus.


III.
Wenn es zutrifft, was die Statistik sagt, dass nur 3 % der bundesdeutschen Bevölkerung etwas mit Kunst anfangen kann, dann hat es die Gegenwartskunst hinsichtlich der Akzeptanz offensichtlich schwer. Ist 3% ein für alle Kunst angenommener Wert, so dürfte die Akzeptanz der Moderne noch um einiges geringer sein. Hat man nicht die Kenner - die Personen, auf die es ankommt - vor Augen, sondern einen repräsentativen Querschnitt der bundesdeutschen Bevölkerung,dann hat man mit Kunst nichts im Sinn. Die Regenbogenpresse, die Fernsehserien, Unterhaltungsshows und die "Gartenzwerge" süddeutscher Fußgängerzonen spiegeln die Mentalität des Normalbürgers viel besser wieder als eine Kunstvernissage.

Die Kirche - sei es nun die evangelische oder die katholische - der in den alten Bundesländern noch weit über 90%d er Bevölkerung angehören, spiegelt in ihrem Kunstverständnis eher die Mehrheitsmeinung der bundesdeutschen Bevölkerung wieder als die der an moderner Kunst Interessierten. Im Osten, wo die Kirchlichkeit statistisch noch geringer ist, ist die Zuwendung zur Gegenwartskunst angesichts   der   anderen   Mentalitäten   und der über vierzigjährigen Indoktrination noch viel geringer als im Westen. Egal wie man statistische Zahlenwerte einschätzt, immer wird man davon ausgehen müssen, dass innerhalb der Bevölkerung der Anteil derer, die mit Kunst, speziell der Gegenwartskunst, etwas anfangen können, äußerst gering ist. Medienereignisse wie die documenta in Kassel oder Großausstellungen zu Gauguin, Nolde, Cezanne, van Gogh mögen nicht hinwegtäuschen über die ungewünschte Leere, der man in Museen begegnet,wenn Gegenwartskunst gezeigt wird. Begegnet    man innerhalb der Kirche einer Ablehnung von Gegenwartskunst, so müssen weniger theologische Positionen hierfür die Ursache sein, sondern die Tatsache, dass sich in den Kirchen ein normaler Bevölkerungsquerschnitt wiederfindet, also jene Teile der Bevölkerung, die auch sonst gegenüber Gegenwartskunst Vorbehalte haben.

Der Altstadtverein von Heidelberg vermochte die Sehreiter-Fenster für die Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg nicht ertragen, sowie man in Marburg ein Gebäude von James Stirling an der einstigen Herrenmühle ablehnte. Beide Male erfolgten die Ablehnungen sogar in Universitätsstädten. Angesichts einer mit Klauen und Zehen zu verteidigenden historischen bzw. nostalgischen Stadtbild-Nostalgie vermochte man    gegenwartsorientierten Gestaltungsvorschlägen selbst hier nicht zuzustimmen. Mit Theologie hat die Ablehnung der    Sehreiter-Fenster von Heilig-Geist    in Heidelberg zunächst überhaupt nichts zu tun. Man wird das Phänomen der Ablehnung erst begreifen, wenn man sich solcher Mentalitäten bewusst geworden ist. Auch im. Falle von Luttrum wäre zu fragen, ob das Problem nicht primär mit der Zusammensetzung der dortigen Bevölkerung und den hier anzutreffenden Mentalitäten zusammenhängt.

Nehmen wir an, dass es sich bei dem "Tanz ums Kreuz" von Baselitz

    1. um ein Kunstwerk und
    2. um ein Kunstwerk der Moderne handelt,das die Erfahrung der Moderne bis zu einem Kulminationspunkt bringt, dann kann statistisch nicht damitgerechnet werden, dass im Normalfall eine Mehrheit im Dorf wie Luttrum für eine solche Lösung zu gewinnen wäre. Eine Kirchenbeschimpfung wäre dann fehl am Platz.

IV.
Doch es genügt nicht, den Widerstand gegen Kunstwerke in Kirchen einzig aufsoziologische und mentale Gegebenheiten zurückzuführen. Unbestreitbar ist, dass sich der Konflikt verschärft, wenn-für kurze  Zeit  oder auf Dauer - ein Kunstwerk der Gegenwartskunst in einer Kirche einen Ort finden  soll. Als in der Evangelischen Kirche von Bad Soden während einer Ausstellung Figuren von Jürgen Brodwolf den Mittelgang und den Altarraum bestimmten, reagierte man, obgleich diese Anordnung zeitlich befristet war, seitens der Gemeinde zum Teil äußerst erregt. Den historischen Kirchenraum, gar die Heiligkeit des Raumes, empfand man durch den Beitrag des Künstlers zerstört. Die Liturgie, das sonntäglich gottesdienstliche Geschehen, sah man gefährdet.

Einer der größten Widersacher gegen die Werke von Brodwolf in der Kirche war eine Frankfurter Galeristin. Sie wäre froh,  wenn sie diesen Künstler in ihrer Galerie zeigen könnte, sagte sie. Aber in einer Kirche seien solche Kunstwerke fehl am Platz. Der Grund zur Ablehnung war also keineswegs eine Ablehnung der Gegenwartskunst, sondern die Präsenz solcher Kunst im gottesdienstlichen Raum. Gleichgültig, ob man nun den Kirchenraum als „heilig“ ansieht, oder ob man abgeschwächtere Formulierungen bevorzugt, so ist der Raum auf jeden Fall ein Konstituens eines jeden Kunstwerks, das für kurze Zeit oder auf Dauer in einem Kirchenraum einen Platz findet. Damit soll der Galeristin nicht nachträglich Recht in ihrer undifferenzierten Argumentation gegeben werden.

Mit dem Wort "Raum" wäre das Stichwort gegeben,um über das Baselitz-Bild am Standort Luttrum zu sprechen. Dazu bedürfte es einiger Zeit und einer Prüfung der Präsenz des Bildes in der räumlich vorgegebenen Situation. Die Situation, in der  das  Baselitz-Bild im Augenblick in der Neustädter Kirche anzutreffen ist, ist freilich eine andere.

Nach der gerade abgeschlossenen Renovierung gleicht der Innenraum der Neustädter Kirche einem lichten hellen Saal, der durch das Baselitz-Bild mit seiner lichten lebhaften Farbigkeit endlich einen optischen Bezugspunkt bekommt. Die protestantisch-grauen Predigerporträts an den Seitenwänden treten zurück und überlassen dem Baselitz-Bild das Feld, um von der Stirnseite her mit seiner Aura wirksam zu werden.

Dabei überrascht,wie genau das Bild an der Stirnseite platziert ist, als sei es genau für diesen Ort geschaffen. Mit seinen Farbtönen - Orange, Hellblau, dem vollen Grün - gibt es dem Innenraum Bezugspunkt und Gepräge.

V.
Doch es lässt sich nicht darüber hinwegsehen, dass es Baselitz dem Betrachter gleichwohl keineswegs einfach macht. Das liegt nicht nur darin,dass er seit geraumer Zeit die Bildgegenstände auf den Kopf stellt.  Der  Moderne, die jede Möglichkeit zur Bildfindung ausgeschöpft hat, würde etwas fehlen,  wenn  nicht der eine Künstler vorgegebene Bilder übermalte und ein anderer die  Figuren  auf  den Kopf stellen würde.

Die Welt auf den Kopf zu stellen, ist für Interpretatoren ein Glücksfall, zumal  sich  - ähnlich wie bei Übermalungen - prächtig darüber schreiben oder gar promovieren lässt. Man kann verschiedene Grade von Verfremdung bis hin zur völligen Destruktion des Vertrauten hierin erblicken. Doch ich will die Versuchung, über das Auf-den-Kopf-Stellen viele Seiten zu schreiben, nicht perhorreszieren, zumal ich mich alsbald  selbst  in  die Reihe solcher Interpretatoren einreihen und für dieses Bild ebenfalls eine  Deutung  vorschlagen werde.

Wenden wir uns zunächst der Farbe zu. Verfolgt man den Malauftrag, das Blau der Arme, der Beine und des Körpers, so ist er bewusst grob und an den Rändern gar "unsauber" gehalten. Erinnert man sich, wie Baselitz 1964 Köpfe und Körperteile modellierte, wie er ihnen plastische Volumina gab, so ist die in diesem Bild anzutreffende grobe Weise, die Farbe aufzutragen, Ausdruck eines "Kunstwollens".
Es geht dem Künstler nicht um das Schöne, sondern um das Gewaltige, das Elementare.Der eher deckende Farbauftrag des blauen Körpers über dem Orange und die scheinbar nicht zu Ende gebrachten Grünflächen lassen fast von einer Art  Anästhetik sprechen. Hier ist ein Künstler am Werk, der nicht  gefallen will, der sich für eine Art Malerei pur entschieden hat, fast an der Grenze zur  Anti-Kunst.

Klassisches Schönheitsempfinden wird gleich mehrfach verletzt: wenn z.B.das Grün gegen das Blau steht und mit dem Orange und dem Hellblau für die Moderne ungewöhnlich softe Farben anzutreffen sind. Von einer Harmonisierung der Gewichtungen zwischen der linken und der rechten  Seite,  zwischen  einem  Oben und einem Unten kann aber keineswegs die Rede sein. Die linke Seite ist schwerer als die rechte Seite. Der Bereich von Kopf und Nimbus  im  unteren  Bereich  ist  gewichtiger als der obere. Obgleich manche ästhetische Vorstellungen - von  Harmonie  und  Stimmigkeit formal wie farblich verletzt scheinen, handelt es sich ohne Zweifel um ein ganz und gar gelungenes, kraftvolles  Bild, das  den Raum der Neustädter Kirche gerade durch die eben beschriebene Farbigkeit zum Sehen animiert.

Der Titel des  Bildes  ist  "Tanz  ums Kreuz". Da es für die evangelische Kirche St. Anna in Luttrum hinter  dem  Altar  gedacht  ist  und auch hier hinter dem Altar seinen Platz gefunden hat,wird es sich wohl um ein Christusbild handeln. Um die Provokation voll zu machen, hatte der Künstler einmal in einem Interview geäußert, das sei kein Christus,  das sei ein Bild. Dass es sich um ein Bild handelt, wobei man den Begriff Bild durchaus emphatisch verwenden kann, sei dem Künstler zugestanden. Doch es ist kein abstraktes, einzig auf seine Formelemente  verweisendes Bild. Das Bild spielt mit der Erinnerung an den gekreuzigten Christus. Man wird freilich in diesem  Christus  kein  Kultbild  sehen  wollen, in welchem - wie etwa bei einer Ikone-Christus als präsent vorgestellt wird. Präsent indes ist das Bild  und  nicht  der  Christus. Doch in der Präsenz des Bildes wird der Gekreuzigte thematisiert. Und man  wird  die Bilder von Christus, die man aus der Geschichte und der Gegenwart kennt,  miteinbeziehen, um die Andersartigkeit gerade dieses Gekreuzigten mitzubedenken.

Lasse ich solch andere Darstellungen des Gekreuzigten mit meinem inneren Auge an mir vorüberziehen, dann wirkt der von Baselitz geschaffene Christus - nicht allein weil er auf dem Kopf steht - wie eine Art Befreiungsschlag. Das Moment des Leidens, das keineswegs negiert wird, scheint in diesem Kontext eine andere Dimension zu gewinnen aufgrund der nahezu "triumphalen" Farbgebung. Hier findet eine Spiritualität einen Ausdruck, für die mir zur Zeit keine besseren Worte einfallen als Befreiung, Öffnung, Triumph. Sie hat jedenfalls ein anderes Timbre als es protestantische Passionschoräle haben.


VI.
In der Vorbereitung zu dieser Bildmeditation habe ich das mir zu Hilfe genommene Poster einmal umgedreht und die Bildflächen so abgedeckt, dass ich nur den Kopf dieses Gekreuzigten betrachten konnte. (In der Neustädter Kirche wird an dieser Stelle das Poster vom "Tanz ums Kreuz" umgekehrt aufgestellt,so dass der Gekreuzigte aufrecht erscheint).

Ich war erstaunt über den Ausdruck dieses nach innen gerichteten stillen Schlafes. Im Sinne kunsthistorischen Wiederfindens ist in diesem Kopf der Christus Emil Noldes verborgen und überdeutlich das Selbstporträt von Edvard Munch. Hätte man nur dieses Gesicht - und zwar richtig herum - könnte es das Bild einer Ikone sein,mit anderer Farbigkeit freilich, sehr wohl aber ein identifikationsträchtiges Bild. (Um den Kopf das Weiß und das aufstrahlende Gelb werden zusätzlich Bedeutungsträger). Diesem Christuskopf ließe sich eher als dem auf den Kopf gestellten auf direktem Wege eine religiöse Bedeutung abgewinnen. Dies ist ein Christusantlitz. Diesem Antlitz kann man mit Ergriffenheit begegnen. Und wer zuvor das ganze Bild auf dem Kopf gesehen hat und  die  Flüchtigkeit  des  Blaus von Händen, Körper und Beinen womöglich moniert hat, wird darin eine Absicht und ein Kontrastphänomen zu jenem Gesicht entdecken: Gerade dieses Antlitz  vermag  in  die Tiefe zuführen.

Die Freiheit, die der Künstler bei der Behandlung der Flächen und bei den Farben - mitsamt  dem Auf-den-Kopf-Stellen-walten ließ, bringen diese Art andenkenden  Schauens in einen Aufbruch.

Um  lebendig  zu  bleiben,  sind  Christentum und Kirche auf Menschen angewiesen, denen dank ihrer kreativen Potenz eine neue Sichtweise, eine  Neuinterpretation  gelingt.  Im Neuen Testament spricht man in solchen  Fällen von einem „Charisma“.

Vielleicht waren die farblichen und formalen Härten, das Flüchtige und Anästhetische, das Auf-den-Kopf-Stellen nötig, um angesichts von soviel Ernsthaftigkeit und Innigkeit, die gerade dieses Gesicht auszeichnet, ein mögliches Pathos abzumildern. Ist es gar Schamgefühl, das den Künstler bewegt hat, den Weg der Indirektheit zu gehen?

Das Bild "Tanz ums Kreuz" von Baselitz ist weder Kultbild, noch ein narratives, erst recht kein dogmatisch-didaktisches Bild. Es ist ein Meditationsbild neuer Prägung, das seine message, als kostbaren Kern nahezu versteckt hält und nur dem Betrachtend-Verweilenden vermittelt.